Dr. med. Roland Minda

 Facharzt für Chirurgie, Facharzt für Neurochirurgie, Schmerztherapie und Akupunktur

Mitglied der Fachkommission für Neurochirugie der Ärztekammer SA, Mitglied der Fachkommission für Schmerztherapie der KV-SA

 © Die Urheberrechte der Bilder liegen bei Dr. Minda. Es ist nicht gestattet, die Bilder ohne Zustimmung  zu verbreiten oder zu kopieren.  (Oktober 2022)


Basic


Warum gehen wir nur auf zwei Beinen und wie gehen wir ?


Der Weg war lang und sehr beschwerlich- die Menschwerdung ist unsere positive Last in das Jetzt und eine positive Bürde in die Unendlichkeit - getragen von jedem Einzelnen in Verantwortung für Alle und Alles.


Die Ausstattung mit einem leistungsfähigen Gehirn verlangt eine größtmögliche qualitativ und quantitative Informationsvielfalt. Die Sinnesorgane trichtergleich befördern all dies in unser Inneres.


Tja und nun ?


Die Verarbeitung der Eindrücke unserer Umgebung und Verarbeitung durch unser individuelles Ich zwingt zu den verschiedensten Aktivitäten.


Das Wichtigste ist die Sicherung der eigenen Existenz, ganz einfach keinen körperlichen Schaden nehmen und Sicherung der Nachfolge.


Also Hinstellen gucken, hören, schmecken, riechen, den Kopf bewegen hin zur Freude und / oder zur Gefahr, geniessen oder Schadensvermeidung, weg.


Sicherung der eigenen Versehrtheit durch das Benutzen der Hände und Arme. Wir stehen, gehen, laufen und der Kopf ist frei, hat den besten Zugang zu den wichtigsten Informationen aus maximaler Höhe seines Körpers, die es gibt.


Das Individuum kann sie verarbeiten und reagieren mit Sprache, Händen, Füssen, Armen und den Beinen.


Er, der nun Mensch, kann hin -oder weglaufen, kann aufbauen oder zerstören.


Das sind wir und wenn die Achse unseres aufrechten Ganges krankt, nehmen wir Schaden auf den verschiedensten Ebenden unserer Existenz.


Unsere primäres Ziel ist es, dass zu verhindern.


Diese Aufgabe ist mehr als komplex.


Aber wir sind nicht allein. Wir existieren im Schulterschluss mit unseren genetischen Brüdern und Schwestern.




Beschwerden der Halswirbelsäule und was nun ?

Wer kennt keine Kopf- Nackenschmerzen oder Verspannungen, die unter Umständen bis in die Schulter ausstrahlen?
Im Verlauf des Lebens werden praktisch alle Menschen mehr oder weniger mit diesen Beschwerden kurzzeitig oder auch länger Erfahrung machen.
Sie gehören zu unserer Existenz, wie auch ähnliche Befindlichkeiten im Bereich der Lendenwirbelsäule.. Möglicherweise mag der aufrechte Gang und die sich daraus ergebenden vielfältigen Möglichkeiten unserer Einflussnahme auf die Umwelt und dann diese auch zu erleben eine Rolle spielen. Der normale biologische Verschleiß auf dem Wege zum glückhaften
Älterwerden, verbunden mit einer Vernachlässigung der Mobilität kommt dann oft noch dazu.
 Bedenkt man den Umstand, dass vor ca. 200 Jahren die tägliche Bewegungsroutine der Menschen zur Sicherung ihres Lebens im Bereich von 25 km pro Tag lag, dann mag sich jeder selbst vorstellen, wie degeneriert wir sind.
Die Häufigkeit der HWS Beschwerden steht in keinem Verhältnis zu einer möglichen Dramatik, die vielleicht dahinter stecken könnte.
Oft sind es Banalitäten, wie Klimaanlagen, familiärer, beruflicher Stress oder auch nur zeitweilige Blockaden der kleinen Wirbelgelenke, die für den Menschen katastrophal erscheinen, der ja zuvor eher beschwerdefrei war und die ihn dann beängstigen.
Die Informationsvielfalt mit der Darstellung extremer medizinischer Probleme führen oft dazu, dass diese Banalitäten, diese Befindlichkeitsstörungen des alltäglichen Lebens den Patienten im Übermaß ängstigen.
Das sind Symptome, die auf ein Halswirbelsäulen-Syndrom (HWS-Syndrom) hindeuten. Unter den Begriff fallen Beschwerden rund um den Nacken-, Schulter- und Armbereich. Als Ursachen kommen unter anderem Verspannungen infrage.
In etwa 90 Prozent aller Bandscheibenvorfälle handelt es sich um Lendenwirbelsäule (LWS) Schädigungen. Ein Bandscheibenvorfall der Halswirbelsäule (HWS) tritt dagegen mit einem Anteil von ca. 10 Prozent eher selten auf.
Im Verlauf des Alterungsprozesses geben die Bandscheiben, die im Zentralbereich einen wasserhaltigen Kern besitzen und von einem bindegeweben Faserring umgeben sind, Wasser ab und werden dadurch schmaler, verlieren ihre Elastizität, bei Bewegung vermindert sich die Stoßdämpferfunktion und die kleinen Wirbelgelenke, die so viele Nervenendigungen mit den entsprechenden reizaufnehmenden Strukturen beinhalten wie unsere Fingerspitzen, werden komprimiert.
Dieser Zustand ist sehr gut vergleichbar mit einem Auto dessen Stoßdämpfer nicht mehr ihre Funktion erfüllen und sich dadurch eine Instabilität beim Fahren ergibt. Hier wird dann problemlos das alte Material durch neues ersetzt, was natürlich an der Halswirbelsäule deutlich schwieriger ist und in vielen Fällen bzw. am meisten auch nicht nötig ist.
Die Problematik an der Halswirbelsäule wird augenscheinlich. Der aufrechte Gang, die Möglichkeit die Hände frei zu nutzen, das Gehirn mit seiner Leistungsfähigkeit bietet die intellektuelle Hardware und wir können uns auch auf dem Wege des Älterwerden frei entfalten. Wir fordern, zu,Recht, ein Leben in Harmonie und Teilnahme am familiären und sozialen Leben ohne gebrechlich zu sein.
Es wird dabei oft vergessen, dass der Mensch ab dem 30. Lebensjahr jeweils in einer Zeitspanne von zehn Jahren 10 % Muskelmasse verliert und sich dieser Umstand im physiologischen Rahmen hält und einer entsprechende Berücksichtigung verlangt, d. h. Bewegung. Diese geforderte Bewegung ist deshalb auch zwingend, da die Bandscheiben, nur über über die Belastung, d. h. Kompression und Dekompression, ernährt werden können, es gibt nämlich kein spezielles Blutversorgungssystem der Bandscheiben.
Die Beschwerden, die sich aus dem Komplex ergeben können, sind oben bereits erwähnt und lassen sich in der Regel nicht an einem geschädigten Nerven oder am Rückenmark festmachen.
Wird während dieser Phase eine Bildgebung durchgeführt, zum Beispiel ein MRT, werden Befunde erhoben, die man in der Regel dem Alterungsprozess zurechnen kann aber für den Laien dramatisch klingen oder es werden Befunde entdeckt, die völlig nebensächlich sind und nun den Betroffenen verwirren. Wir haben also die Situation eines deutlichen Beschwerdebildes (keine neurologisches Defizit) und die Interpretation der Bildgebung lässt einen Normalbefund, altersentsprechend, erkennen.
Etwas anderes ist es, wenn es zum Beispiel auf der Basis einer schweren Verschleißerkrankung der Bandscheiben zu einem deutlichen Vorfall kommt, der die Nervenstrukturen oder auch das Rückenmark im erheblichen Maße berührt.
Dieses kann sehr langsam geschehen aber auch rasant zum Beispiel infolge eines Unfalls. Die Untersuchung bei diesem Patienten ergibt dann schon eine Zuordnung der Beschwerden zu einem entsprechenden Nerven der Halswirbelsäule bzw. zum Rückenmark. Ein MRT sichert dann diesen klinischen Befund.
Auch knöcherne Veränderungen und Instabilität an der Halswirbelsäule, die sich über einen längeren Zeitraum entwickeln, können ebenso die in der Wirbelsäule enthaltenen Organe, d. h. Nerven und Rückenmark berühren und dann zu entsprechenden Symptomen führen, wie die besagte Bandscheibe.
Lähmungserscheinungen im Bereich der Arme und aber auch der Beine, Missempfindungen verbunden
mit Schmerzen, die sich erklären lassen durch Veränderungen im Bereich der HWS, des Rückenmarks

oder der entsprechenden austretenden Nerven zwingt oft zur Operation.
 Die möglichen Ursachen für diese Schädigung werden dann in der Bildgebung gesichert.
Vor einer Operation wird immer im Team das angestrebte operative zu erzielende Ergebnis für den Patienten besprochen, um es optimal zu gestalten ohne dass die angewandte Technik den Patienten übermäßig belastet.
So primär keine Lähmung vorliegt und das Beschwerdebild durch Schmerzmedikamente und Physiotherapie zu beherrschen ist, sollte diese Behandlung in einem Zeitrahmen von sechs - acht Wochen durchgeführt werden sowie dann von einem Arzt im Verlauf beobachtet werden, um eventuelle Veränderungen feststellen zu können.
Auch Hausmittel, wie zum Beispiel Körnerkissen oder Rotlicht werden als sehr angenehm und damit entspannend für die Muskulatur empfunden und sind absolut zu empfehlen.
Die Erfolge der Akupunktur sind diesbezüglich auch sehr vorteilhaft und stellen in der Hand des Geübten eine Möglichkeit dar und werden seit einigen Jahren auch im Bereich der Wirbelsäule von den Kassen finanziell getragen.
Bei einem frustranen Therapieverlauf, seitens der konservativen Strategie ist ist dann die Notwendigkeit zum Übergang zur interventionellen Behandlung gegeben. in diesen Fällen werden Medikamente an den Schmerzgenerator, d. h. an die schmerzauslösende Struktur injiziert.
Dieses gesamte Behandlungskonzept erfolgt unter ärztlicher Aufsicht, um zum Zeitpunkt einer positiven wie auch negativen Veränderung, die entsprechende Therapie anzupassen.
Sollte eine operative Notwendigkeit gegeben sein, d. h. es liegt eine entsprechende schwere Symptomatik vor z.B.: eine Lähmung, ein schweres Schmerzbild mit Missempfindungen und eine konservative Therapie hat versagt und es muss Schaden vom Patienten abgewendet werden und es lässt sich der Ort der Schädigung, d. h. die Ursache darstellen , so wird operiert.
Verschiedene Operationsmethoden, die sämtlichst mikrochirurgisch (Schlüssellochtechnik) durchgeführt werden, stehen zur Verfügung.
Kollateralschäden, bedingt durch die Operationstechnik selbst, sind bei dieser Vorgehensweise zu vernachlässigen.
In der Regel handelt es sich um Einengungen (Bandscheiben oder knöcherne Veränderungen), die die austretenden Nerven oder das Rückenmark tangieren, die von vorn operiert werden können. Es können so die Nerven und das Rückenmark über einen Zugangsweg, ähnlich einer Schilddrüsenoperation, befreit werden.
Aufgrund der Tatsache, dass die Bandscheiben sich im Verlauf des Lebens, degenerativ bedingt, verschmälern, besteht die Möglichkeit, während dieser Operation, den alten („jugendlichen“) Abstand zwischen zwei Wirbelkörpern über ein Implantat bzw. über eine Prothese wiederherzustellen.
Beispiel für ein festes und ein in sich bewegliches Implantat/ Prothese - ca. 2 cm im Durchmesser Wir haben dem folgend nach einer Operation eine Befreiung der nervalen Strukturen sowie eine Wiederherstellung des alten Abstandes zwischen den Wirbelkörpern erreicht. Die Entscheidung Prothese bzw. festes Implantat erfolgt in Abhängigkeit von der Bildgebung und dem Alter des Patienten.
Nach der Operation trägt der Patient für vier Wochen einen Stützverband (Orthese) und erreicht die Arbeitsfähigkeit in der Regel in 8-12 Wochen, in Abhängigkeit von der Schwere seiner Tätigkeit.
Endoskopische Operationen, d. h. über ein Röhrchen geführte Eingriffe, bleiben speziellen Befunden vorbehalten, da hier lediglich das vorgefallene Bandscheibenmaterial entfernt werden kann und eine Wiederherstellung des Wirbelsäuensegmentes nicht möglich und auch nicht das primäre Ziel ist.
Der Zugangsweg von hinten bzw. von der Seite ist möglich und bleibt bestimmten Operationsindikation vorbehalten.
All diese Dinge werden nach einer entsprechenden Untersuchung und Bildgebung mit dem Patienten besprochen und die operative Strategie wird dann geplant.
Stabilisierende Verfahren an der Halswirbelsäule d. h. Verschraubungen bzw. das Anbringen von kleinen Metallplatten werden nur bei Instabilitäten angewandt.
Das oberste Ziel ist es den Patienten mit einer mindestens 70-prozentigen Gewissheit zur Operation zu führen, um das gewünschte Leben bis zum 90+ Lebensjahr zu ermöglichen. Wie kann ich nun diese HWS - Probleme verhindern? Nicht alt werden ! Scherz beiseite: Bewegung, bei schwerer Tätigkeit Hilfsmittel verwenden, Fehlbelastungen (Computer Arbeitsplatz nicht angepasst) u.s.w. vermeiden.

So Beschwerden auftreten, keine Angst haben zu weit über 90 % sind diese harmlos und wenn dann wird nicht gleich operiert sondern es werden zuerst Physiotherapie, Rückenschule bzw. die erwähnten Hausmittel angewandt. Die meisten Beschwerden gehen auch von alleine weg.
Eine Operation an der Halswirbelsäule ist nur dann notwendig, wenn die konservativ funktionelle Therapie zu keiner adäquaten Verbesserung der Schmerzen und Bewegungseinschränkungen geführt hat und die Symptomatik durch neurologische Ausfälle und Muskelschwäche gekennzeichnet ist.
Sehr gute Informationsmaterialien für die Stabilisierung der Wirbelsäule und zur Vermeidung von Bandscheibenerkrankungen werden auch von den gesetzlichen Krankenkassen zur Verfügung gestellt.
Manche vielleicht auch lustiger Banalitäten, die man unter Umständen schon einmal gehört hat, wie das Balancieren eines Buches auf dem Kopf oder das sich auf zwei Körperwaagen stellen und mal schauen wie sich die Gewichtsverteilung oder die Balance darstellt, mögen schon hilfreich sein und machen vielleicht sogar in der Familie zumindest bei den Zuschauern auch Spaß.

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